Zahnerkrankungen und Fütterungsfehler sind häufige Ursachen für Durchfall. Parasiten haben dagegen in der Hobbyhaltung eine geringere Bedeutung. Je nach Haltungsform und Alter können bestimme Parasitenarten jedoch öfter vorkommen (größere Bestände, Zuchten, Außenhaltung, Jungtiere). Während Jungtiere bei einem Befall häufiger eine Klinik entwickeln, zeigen adulte Tiere keine Symptome oder erst bei einer stärkeren Befallsstärke. Jedoch kann ein Parasitenbefall eine Störung/Veränderung des Darmmilieus hervorrufen. Eine verstärkte Vermehrung von Hefepilzen (Abb. 1) oder bakterielle Sekundärinfektionen können die Folge sein (z.B. Clostridien, E. coli) und zu Verdauungsstörungen führen.
Parasiten beim Kaninchen
Protozoen
Kokzidien
Beim Kaninchen kommen verschiedene Eimeria-Arten vor, die im Darm oder in den Gallengängen parasitieren. Bei der Darmkokzidiose sind besonders Jungtiere anfällig mit teils hoher Mortalität. In Beständen kann sich die Infektion seuchenhaft ausbreiten. Erwachsene Tiere können symptomlose Ausscheider sein. Neben Durchfall kann auch eine Tympanie auftreten und die Tiere sind matt und inappetent. Bei einer Gallengangskokzidiose bewirkt ein höherer Befall eine Einschränkung der Leberfunktion. Klinisch zeigt sich dies in Apathie, Inappetenz, Abmagerung und Obstipation. Fieber und Ikterus können bei manchen Tieren vorkommen.
Therapie
Die Behandlung einer Kokzidiose erfolgt mit Toltrazuril (10 mg/kg 1x täglich per os für 3 Tage, Wiederholung nach 3 Tagen). Sulfonamid-Präparate wie z.B. Sulfadimethoxin können ebenfalls eingesetzt werden. Diese sind aber oft weniger wirksam als Toltrazuril.
Giardien
Giardien-Infektionen kommen selten bei Kaninchen vor. Der gelegentlich auftretende Durchfall ist meist schleimig und von heller Farbe. Die SAF-Methode ist der Flotationsmethode vorzuziehen. Noch sensitiver sind Koproantigen-ELISAs.
Therapie
Fenbendazol (20 mg/kg 1x täglich per os) oder Metronidazol (10-20mg/kg 2x täglich per os) können bei infizierten Kaninchen für mindestens 5 Tage eingesetzt werden.
Nematoden
Bei Kaninchen kommt am häufigsten Passalurus ambiguus (Oxyuren) vor (Abb. 2). Die Tiere zeigen häufig erst bei hochgradigem Befall Symptome (Durchfall, Tympanie, kolikartige Bauchschmerzen, analer Juckreiz). Herkömmliche Kotuntersuchungen können falsch negativ sein. Bei Verdacht sollte daher ein Tesafilm-Abklatsch-Präparat vom Anus angefertigt werden, da die Eier an Rektum- und Analschleimhaut sowie auf der Oberfläche der Kotkugel abgelegt werden.
Zusätzlich können im Kot Eier vom Strongyliden-Typ gefunden werden, die entweder von Graphidium strigosum oder Trichostrongylus retortaeformis stammen. Wie auch Strongyloides spp. und Trichuris leporis haben diese Parasiten bei Heimtieren eine untergeordnete Bedeutung. Infektionsgefahr besteht durch das Verfüttern von Grünfutter, welches durch Wildkaninchen und Feldhasen kontaminiert sein kann, oder bei Haltung in Freigehegen. Betroffen sind vor allem Jungtiere mit Durchfall, Mattigkeit und Inappetenz.
Therapie
Bei einem Nematodenbefall können Wirkstoffe aus der Gruppe der (Pro-)Benzimidazole wie Fenbendazol (20 mg/kg 1x täglich per os für 5 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen), Mebendazol (20 mg/kg 1x täglich per os für 3-5 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen) oder Febantel (10 mg/kg 1x täglich per os für 3 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen) eingesetzt werden. Auch die subkutane Verabreichung von Ivermectin (0,3-0,5 mg/kg) oder Doramectin (0,5mg/kg) ist möglich, mit einer Wiederholung nach 7-14 Tagen.
Cestoden
Ein Befall mit Bandwürmern ist bei Wildkaninchen selten, bei Hauskaninchen noch seltener. Bandwürmer der Familie Anoplocephalidae (Abb. 3) werden durch Moos- oder Hornmilben, welche als Zwischenwirt fungieren, übertragen. Symptome zeigen wiederum eher Jungtiere oder treten bei einem Massenbefall auf.
Therapie
Für die Behandlung einer Bandwurminfektion kann Praziquantel (einmalig 10 mg/kg per pos oder subcutan, Wiederholung nach 10-14 Tagen) eingesetzt werden.
Trematoden
Infektionen mit Fasciola hepatica oder Dicrocoelium dendriticum sind äußerst selten. Ein Befall tritt durch Grünfutter von feuchten oder sumpfigen Standorten bzw. Schafweiden auf, wobei die Metazerkarien von Fasciola hepatica direkt am Futter haften, während die Metazerkarien von Dicrocoelicum dendriticum über damit infizierte Ameisen aufgenommen werden. Beim großen Leberegel können durch Hepatitis und Cholangitis Symptome wie Inappetenz, Abmagerung, Ikterus und Ödembildung auftreten. Eine Infektion mit dem kleinen Leberegel bleibt meist unentdeckt.
Therapie
Zur Behandlung eines Leberegelbefalls sind Wirkstoffe wie z.B. Closantel (10 mg/kg per os, einmalig) bei Fasciola hepatica oder Fenbendazol (100 mg/kg per os) bei Dicrocoelium dendriticum beschrieben.
Häufigkeit von Kaninchenparasiten
Bei der Auswertung von Routineproben (n= 3746) wurden bei 27,5% der Kaninchen Parasitenstadien nachgewiesen, 72,5% der Kaninchenproben waren negativ (Abb. 4).
Parasiten beim Meerschweinchen
Protozoen
Trichomonaden
Trichomonaden sind physiologische Darmkommensalen bei gesunden Meerschweinchen in Zäkum und Kolon. Jedoch können sich diese bei Veränderungen des Darmmilieus oder bei Immunsuppression stark vermehren, wodurch eine Erkrankung ausgelöst wird. Änderungen des Darmmilieus können zum Beispiel durch andere Parasiten, Fütterungsfehler oder Zahnerkrankungen entstehen. Der chronische Durchfall ist schmierig und die Tiere magern ab. Trichomonaden können im Nativausstrich von frischen Kotproben nachgewiesen werden. Nach der Ursache für die massive Vermehrung der Flagellaten sollte gesucht werden.
Therapie
Zur Therapie gegen Trichomonaden kann Metronidazol oder Dimetridazol (20-50 mg/kg 1x bis 2x täglich per os) für 7 Tage eingesetzt werden.
Entamoeba caviae und Balantidium coli
Diese Einzeller sind ebenfalls Kommensalen in Zäkum und Kolon. Wie bei den Trichomonaden kann es durch verschiedene Ursachen zur massiven Vermehrung und Erkrankung kommen. So gibt ein vermehrter Nachweis von Balantidum coli einen Hinweis auf zu wenig Struktur im Futter.
Therapie
Auch bei diesen Flagellaten können Metronidazol bzw. Dimetridazol verwendet werden.
Cryptosporidien
Cryptosporidium wrairi hat in der Hobbyhaltung eine geringe Bedeutung. In großen Beständen sind höhere Infektionsraten beschrieben. Bei Verdacht ist ein Koproantigen-ELISA der Flotation vorzuziehen.
Therapie
Ein effektives Medikament ist nicht bekannt.
Giardien
Giardien kommen bei Meerschweinchen selten vor. Durchfall tritt meistens nicht auf. Die SAF-Methode ist der Flotationsmethode vorzuziehen. Noch sensitiver sind Koproantigen-ELISAs.
Therapie
Fenbendazol (20 mg/kg 1x täglich per os) oder Metronidazol (20-40mg/kg 2x täglich per os) können bei infizierten Meerschweinchen für mindestens 5 Tage eingesetzt werden.
Kokzidien
Ein Befall mit Eimeria caviae hat eher bei Gruppenhaltung, wie in Zuchten oder im Tierhandel, eine Bedeutung. Vor allem Jungtieren erkranken. Die Tiere zeigen Apathie, Inappetenz, Abmagerung und Durchfall mit teils hoher Mortalität.
Therapie
Beim Meerschweinchen kommt das gleiche Therapieschema wie beim Kaninchen zur Anwendung.
Nematoden
Eine Infektion mit Paraspidodera uncinata (Oxyuren) kommt eher in größeren Beständen, bei Außenhaltung oder bei Auslauf im Freien vor. Symptome treten eher bei hochgradigem Befall auf (Abb. 5).
Trichuris gracilis kommt vor allem bei wildlebenden Meerschweinchen vor, wurde aber auch schon vereinzelt bei als Heimtieren gehaltenen Meerschweinchen festgestellt.
Therapie
Gegen Nematoden wirken die verschiedensten Wirkstoffe. Aus der Gruppe der (Pro-)Benzimidazole können z.B. Fenbendazol (20 mg/kg 1x täglich per os für 5 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen), Mebendazol (20 mg/kg 1x täglich per os für 3-5 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen) und Febantel (10 mg/kg 1x täglich per os für 3 Tage, Wiederholung nach 14 Tagen) gegeben werden. Ebenfalls wirksam ist die subkutane Verabreichung von Ivermectin (0,3-0,5 mg/kg) oder Doramectin (0,5 mg/kg) mit einer einmalig Wiederholung nach 7-14 Tagen.
Cestoden
Hymenolepis nana bzw. Hymenolepis diminuta können bei Meerschweinchen vorkommen, sind aber sehr selten. Insekten fungieren als Zwischenwirte, die Übertragung auf das Meerschweinchen erfolgt durch orale Aufnahme dieser Insekten (z.B. Flöhe, Reismehlkäfer, Mehlwürmer, Schaben). Bei Hymenolepis nana ist auch eine direkte Übertragung durch orale Aufnahme der Eier möglich. Ein Befall wird klinisch meist nicht wahrgenommen.
Therapie
Zur Bekämpfung einer Infektion wird Praziquantel (einmalig 5-10 mg/kg per os oder subcutan, Wiederholung nach 10-14 Tagen) verabreicht.
Häufigkeit von Meerschweinchenparasiten
Bei der Auswertung von Routineproben (n= 689) wurden bei 12,0% der Meerschweinchen Parasitenstadien nachgewiesen, 88,0% der Proben waren negativ (Abb. 6).
01 / 2018