Allergie Hund

Symptome: Ein Hund hat eine sehr hartnäckige chronische immer wiederkehrende Otitis, die mit der herkömmlichen Otika-Therapie nicht in den Griff zu bekommen ist. Kann dem auch eine allergische Ursache zu Grunde liegen?

Natürlich, chronisch rezidivierende Otitiden können auch auf das Vorliegen einer Futtermittel-Allergie hindeuten. Aus diesem Grund sollte das Tier eine rigorose Eliminationsdiät durchlaufen. Aber auch Hunde mit atopischer Dermatitis entwickeln häufig eine Otitis.

Symptome: Ein Hund zeigt klinisch nur Atembeschwerden. Kann eine allergische Erkrankung zu Grunde liegen? Gibt es dem felinen Asthma vergleichbare Erkrankungen auch beim Hund?

Allergische Reaktionen zeigen sich beim Hund meist in Form von Hautsymptomen (Juckreiz, sekundäre Effloreszenzen, Sekundärinfektionen v.a. im Kopf- und Extremitätenbereich).

Reaktionen des Atmungstraktes sind eher selten, kommen aber dennoch vor. Diese äußern sich dann mit Asthma-ähnlichen Symptomen oder chronischen Bronchitiden und/oder Rhinitiden. Es kommt beim akuten Asthmaanfall zu einer plötzlichen Verengung der Atemwege, bei der sich die Bronchialmuskulatur in den Lungen krampfartig zusammenzieht. Der Hund bekommt eine auch für den Besitzer offensichtliche Dyspnoe. Die Gründe für Asthma liegen in verschiedensten Belastungen, auf die der Körper mit einer Überreaktion der Bronchien und/oder einer allergischen Reaktion reagiert. Es gibt im Wesentlichen zwei Asthmaformen: das allergische Asthma bronchiale und das nicht-allergische Asthma. Beim allergischen Asthma können u.a. Insektenstiche, Pflanzenpollen oder Hausstaubmilben einen Anfall auslösen (ganz ähnlich dem Menschen). Beim (häufigeren) nicht-allergischen Asthma tritt die Atemnot infolge eines viralen, bakteriellen oder mykotischen Infektes der Atemwege und/oder infolge von Stress oder Überbelastung auf. Auch zu kalte oder zu trockene Luft bzw. schlechte Luft (Zigarettenrauch) können Asthmaanfälle verursachen.

Allergietest: Macht eine Testung ohne klinische Symptomatik Sinn?

Ein Allergietest ohne das Vorliegen einer klinischen Symptomatik wird v.a. vor dem Kauf oder der Übernahme eines Hundes z.B. aus dem Tierheim in Betracht gezogen.

Das macht aber keinen Sinn, denn Allergie ist immer eine klinische Diagnose. Der Test dient dazu, die Allergene für die Vermeidung oder Allergen-spezifische Immuntherapie zu identifizieren. Es gibt Tiere, die sensibilisiert sind, jedoch nie klinisch manifest werden.

Allergietest: Kann bei negativem Befund eine Atopie ausgeschlossen werden?

Nein, das ist ähnlich wie bei Verdacht auf Parasiten. Nur ein positives Ergebnis (korrelierend mit Anamnese und Klinik) ist beweisend. Ein negativer Test bedeutet nur, dass vor oder zum Zeitpunkt der Testung vielleicht kein direkter Allergenkontakt vorlag (außerhalb der Allergiesaison) bzw. das Tier vielleicht unwissentlich mit Kortikosteroiden vorbehandelt worden war.

Herbstgrasmilbe: Gibt es einen Test, um Antikörper gegen diese bzw. deren Vorliegen zu bestimmen?

Nein, aber die Diagnose kann klinisch und parasitologisch gestellt werden, da diese Milben einwandfrei als orangefarbene Punkte v.a. auf den Pfoten, im Bereich der Achseln etc. der Tiere zu sehen sind.

Demodex: Gibt es einen serologischen Nachweis für Demodexmilben?

Nein, den gibt es nicht. Der Nachweis einer Demodikose erfolgt einerseits durch das altbewährte positive tiefe Hautgeschabsel oder seit Neuestem alternativ über die Demodex-PCR-Untersuchung (Material: tiefes Hautgeschabsel).

Sarcoptes: Ab wie vielen Wochen nach erfolgter Infektion lässt sich diese im Blut nachweisen? Wie viele Monate nach überstandener Erkrankung sind noch immer Antikörper detektierbar?

Der Antikörperspiegel (IgG) erreicht erst ab ca. 4 Wochen post infectionem eine entsprechende Höhe, sodass der Test positiv ausfällt. D.h. eine Testung 1-2 Wochen nach Juckreizbeginn kann zu früh sein und ein falsch negatives Ergebnis ergeben. Als Alternative zur Antikörperbestimmung eignet sich in diesem Fall die Sarcoptes-PCR (Marterial: großflächiges oberflächliches Hautgeschabsel).

Die Antikörper bleiben bis zu 6 Monate oder sogar länger nach überstandener Infektion im Blut nachweisbar. Daher kann man in diesem Zeitraum bei einem positiven oder fraglichen Sarcoptesnachweis nicht unterscheiden, ob es sich um einen Neuinfektion handelt oder ob noch „alte“ Antikörper nachgewiesen wurden. Das impliziert, dass der Sarcoptes-Antikörpertest nicht zur Therapiekontrolle herangezogen werden kann!

ASIT: Ist es sinnvoll, eine ASIT mit nur einem Allergen durchzuführen, wenn ein Patient nur auf eine Milbe (z.B. Dermatophagoides farinae) positiv reagiert?

Ja, dies ist allerdings sinnvoll – sofern das Ergebnis der Ausdifferenzierung der ganzjährigen Allergene mit Anamnese und Klinik korreliert. Beim Vorliegen einer Allergie gegen Futter-/Vorratsmilben kann eventuell eine Futterumstellung erwogen werden, was aber auch keine hundertprozentige Garantie liefert. Da Hausstaubmilben immer und überall gegenwärtig sind, und somit deren Vermeidung nicht erfolgen kann, ist eine ASIT mit nur einem Allergen hier durchaus sinnvoll.

ASIT: Wie hoch sind die Erfolgsquoten?

Wir beobachten folgende Erfolgsquoten der ASIT beim Hund:

– Alter < 1 Jahr: 38 % Erfolg

– Alter 1-2 Jahre: 75 % Erfolg

– Alter 3-5 Jahre: 88 % Erfolg

– Alter 6-8 Jahre: 89 % Erfolg

– Alter 9-10 Jahre: 53 % Erfolg

– Alter > 10 Jahre: 44 % Erfolg

Gründe für den Einfluss des Alters siehe nächste Frage.

ASIT: Ist es sinnvoll, einen 6-monatigen bzw. 12-jährigen Hund zu hyposensibilisieren?

Bei einem sehr jungen Hund (2-3 Monate alt) mit Juckreiz sind meist eine Futtermittelallergie sowie diverse Ektoparasiten die auslösenden Ursachen für die Hautsymptomatik. Typisches Alter für den Beginn (onset) der atopischen Dermatitis ist im Gegensatz dazu erst ab 6 Monate/ 1 Jahr – 3 Jahre.

Es empfiehlt sich somit nicht, einen 6-monatigen Hund zu hyposensibilisieren. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass zum einen die Futtermittelallergie vorrangig ist, und dass zum anderen – falls wirklich schon mit 6 Monaten eine atopische Dermatitis vorliegen sollte – noch gar nicht alle Sensibilisierungen ausgebildet sein könnten, da das Tier ja noch nicht das komplette Allergenspektrum eines ganzen Jahres erlebt hat. Des Weiteren gelten Tiere <1 Jahr als noch nicht immunkompent; die Allergie ist noch nicht voll entwickelt.

Es sollte daher mit der Therapie erst begonnen werden, wenn der Hund >1 Jahr alt ist.

Auch beim älteren Hund (> 10 Jahre) sinkt die Erfolgsquote, da dessen Immunsystem sich anders verhält als das eines mittelalten Hundes.

ASIT: Macht eine prophylaktische Immuntherapie Sinn, wenn ein Hund keinerlei klinische Symptomatik, aber positive Reaktionen im Allergietest zeigt?

Nein, wenn keine Symptomatik vorliegt, macht es wenig Sinn einen Allergietest bzw. eine ASIT durchzuführen. Allergie ist eine klinische Diagnose. Ein positiver Allergietest gibt in diesem Fall nur eine Aussage über eine Sensibilisierung. Aber eine Sensibilisierung bedingt nicht zwangsläufig eine klinische Symptomatik und daher gilt: ohne Klinik keine Erkrankung. Ein positiver Allergietest kann zwar bedeuten, dass es ein Tier unter dem Schwellenwert ist, es kann jedoch auch heißen, dass es nie eine allergische Symptomatik entwickeln muss – auch sehr in Abhängigkeit von der Umgebung, in der das Tier lebt. Es kann am Ort A beschwerdefrei sein und am Ort B massive Probleme aufgrund der Allergenzusammensetzung der Umgebung haben. Dies ist etwa analog zum T4-Wert zu sehen: ein niedriger T4-Wert macht noch lange keine Unterfunktion (Hypothyreose).

ASIT: Ein Hund steht seit Jahren unter einer ASIT und ist klinisch nahezu symptomfrei. Macht es Sinn, den Allergietest zu wiederholen, um zu sehen, ob man die Therapie beenden kann?

Da eine ASIT ohnehin lebenslang verabreicht werden sollte, macht es keinen Sinn, den Test zu wiederholen. Es kann aufgrund eines wiederholten Allergietests kein Rückschluss auf den Erfolg der ASIT gezogen werden.

ASIT: Gibt es andere Fälle, in denen die Wiederholung des Allergietests sinnvoll ist?

Sinnvoll wäre die Wiederholung des Allergietests nur dann, wenn ein Hund, der eine ASIT seit Jahren mit ganzjährigen Allergenen erhält, nun auch ein zusätzliches saisonales Hautproblem entwickelt hat (oder umgekehrt). In diesem Fall sollten die saisonalen Allergene ausdifferenziert und gegebenenfalls der bestehenden ASIT als zweite Therapielösung hinzugefügt werden.

Eine Nachtestung wäre auch dann zu empfehlen, wenn ein Tier, welches anfänglich gut auf die ASIT angesprochen hat, plötzlich wieder Symptome zeigt und keine andere Ursache gefunden wird. In diesem Fall kann ein Allergietest durchgeführt werden um zu sehen, ob sich das Allergenspektrum geändert hat. Bei Bedarf sollte eine neue ASIT- Lösung mit den neuen Allergenen verwendet werden.

ASIT: Es muss eine zweite Therapielösung hinzukommen, wie mache ich das praktisch?

Eine zweite Therapielösung kann z.B. erforderlich werden, wenn ein Hund, der bereits eine ASIT mit ganzjährigen Allergenen erhält, zusätzlich ein saisonales Hautproblem entwickelt.

Wie dann vorgegangen wird, hängt von Fall zu Fall ab. Entweder wird statt der Folgebehandlung der alten Lösung eine neue ASIT bestellt mit den neuen und den alten Allergenen, aber dann als Anfangslösung.

Oder es wird die alte ASIT wie gehabt fortgeführt und parallel mit einem Set an neuen Allergenen als Anfangslösung therapiert (Cave – das ergibt dann unterschiedliche Behandlungsintervalle).

Wenn nicht zu viele Allergene involviert sind (bis zu 8 Allergene), kann man dann zu einem späteren Zeitpunkt aus den 2 Folgelösungen ein Set Folgelösung kombinieren.

Zucht: Eine Zuchthündin stellt sich als Allergikerin heraus, kann man sie dennoch weiter zur Zucht einsetzen?

Es wird davon abgeraten, da der Allergie eine genetische Komponente bzw. Prädisposition zu Grunde liegt.


Abkürzungen

FAQ = frequently asked questions

ASIT = Allergen-spezifische Immuntherapie (neu) = Hyposensibilisierung (alt)

RK = Reaktionsklasse