Futtermittelallergie ist in der tierärztlichen Praxis ein tagtägliches Problem. Allergietests werden oft verteufelt, sind jedoch – richtig angewandt – ein hilfreiches Werkzeug für die Durchführung einer Eliminationsdiät.
Was versteht man unter Futtermittelüberempfindlichkeit?
- es kann sich dabei um eine Futtermittelhypersensitivität (Allergie) oder eine Futtermittelintoleranz (nicht immunbedingt) handeln
- klinisch kann sie sich als juckende Hauterkrankung, Ohrenentzündung und/oder durch gastrointestinale Symptome äußern
Welchen Vorteil bringt die Durchführung eines serologischen Futtermitteltests?
Die Eliminations-/Provokations-Diät ist die einzige Möglichkeit, eine Futtermittelüberempfindlichkeit – inklusive der Futtermittelallergie – zu diagnostizieren. Die Bestimmung der futtermittelspezifischen IgE und IgG Antikörper für die diagnostische Aufarbeitung einer Futtermittelüberempfindlichkeit gewinnt jedoch immer mehr an Bedeutung. Obwohl diese Tests nicht direkt zur Diagnostik einer Allergie/Intoleranz herangezogen werden können, sind sie aufgrund ihres hohen negativen Vorhersagewerts sehr wertvoll für die Auswahl passender Futtermittel für eine erfolgreiche Eliminationsdiät (1).
Die strenge Durchführung einer Eliminationsdiät über mehrere Wochen ist meistens eine große Herausforderung für den Tierbesitzer. Es wird immer schwieriger, noch nie gefütterte Proteinquellen zu finden und außerdem zeigen Studien, dass selbst hochhydrolysierte Futtermittel Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen können (2). Das Ergebnis der serologischen Futtermitteltests fördert das Verständnis und auch die Compliance des Besitzers und verbessert auf diese Weise auch die Erfolgschancen der Eliminationsdiät (3).
Wie werden die Ergebnisse der Futtermitteltests interpretiert und angewendet?
- Es werden sowohl IgE als auch IgG untersucht, weil nicht alle Futtermittelüberempfindlichkeiten IgE-mediiert sind und auch futtermittelspezifische IgG wertvolle Information liefern.
- Für die Zusammensetzung der Eliminationsdiät sollten nur Futtermittel gewählt werden, die im Bereich der IgE und IgG negative Ergebnisse zeigen.
- Die Fütterungsanamnese muss stets beachtet und sofern möglich sollten auch Kreuzreaktionen zwischen ähnlichen Futtermitteln bedacht werden (z.B. sollte bei positiven Reaktionen auf Huhn und Truthahn jegliches Geflügelprotein in der Diät vermieden werden) (4).
Key Points:
√ Vor der Durchführung eines Futtermitteltests bzw. einer Eliminationsdiät müssen andere Ursachen
juckender Hauterkrankungen wie bakterielle oder Hefepilz-Infektionen sowie Ektoparasiten ausgeschlossen werden.
√ Um falsch negative Testergebnisse zu vermeiden, sollte der Patient für mindestens 2 Monate vor der Blutentnahme auf keiner eingeschränkten Diät sein, da die IgE Reaktion nur kurzzeitig zu erkennen ist.
√ Der Patient sollte zum Testzeitpunkt mindestens 6 Monate alt sein.
Literatur:
1. Bethlehem S, Bexley J & Mueller R.S. (2012) Patch testing in the evaluation of adverse food reactions in the dog.
Veterinary Immunology and Immunopathology 145: 582–589.
2. Jackson HA, Jackson MW, Coblentz L & Hammerberg B. (2003) Evaluation of the clinical and allergen-specific serum immunoglobulin E responses to oral challenge with corn-starch, corn, soy and a soy hydrolysate diet in dogs with spontaneous food allergy.
Vet Derm 14(4):181-7.
3. Halliwell REW, Gordon CM, Horvarth C et al. (2005) IgE and IgG antibodies to food antigens in sera from normal dogs, dogs with atopic dermatitis and dogs with adverse food reactions.
In: Hillier A, Foster AP, Kwochka KW (eds), Advances in Veterinary Dermatology Vol 5, Blackwells, Oxford, 28-35.
4. Bexley J, Nuttall TJ, Hammerberg B et al. (2017) Co-sensitization and cross-reactivity between related and unrelated food allergens in dogs – a serological study.
Vet Dermatol 28: 31-e7