Ohne ihn gäbe es uns nicht
Am 3.10.2021 verstarb Dr. Hans-Joachim Flasshoff, Fachtierarzt für Mikrobiologie und klinische Labordiagnostik, im Alter von 98 Jahren. Geboren am 13.7.1923 in Dinslaken hatte er Tiermedizin in Hannover studiert und kam aufgrund einer Praxisvertretung nach Bad Neustadt an der Saale. Kurze Zeit später eröffnete er eine Praxis in Bad Kissingen. Dort angekommen lernte er die Hotelbesitzerstochter Lieselotte Büdel über deren erkrankten Dackel kennen und lieben, heiratete und hängte zunächst sogar zu Gunsten des Hotels seine tierärztliche Tätigkeit an den Nagel. Dann wurde neben dem Hotel wieder eine Praxis gegründet, in der er seine Liebe zur Laborarbeit entdeckte. „Jochen ist bei seinen Spielerchen“ hieß es, wenn er in der Praxis selbst nicht gefunden werden konnte.
Im Jahr 1969 gründete er sein Labor, in dem er zunächst Untersuchungen für die Humanmedizin und in geringerem Umfang auch für die Tiermedizin durchführte. Das Labor wurde fachlich von ihm, geschäftlich von seiner Frau geleitet und die Praxisarbeit ruhte. Über Jahre hinweg diente das Labor im Bereich der Humanmedizin als Pfeiler für die Arbeit der BfA-Kliniken vor Ort, bis dann ein Zentrallabor von der BfA gebaut wurde. Untersuchungen für die Pharmaindustrie stellten die Grundlage dar für das heutige Labor LS der Kollegen Leimbeck und Sonnenschein, die über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt sind für ihr Dienstleistungsportfolio. Rüdiger Leimbeck war Assistent bei dem Labor Dr. Flasshoff gewesen und hatte diesem dann den Hygieneteil abgekauft. Der tiermedizinische Teil des Labors Dr. Flasshoff wurde bekannt durch die Expertise von Hans-Joachim Flasshoff im Bereich der Kotuntersuchungen, insbesondere auch im Bereich der Pankreasinsuffizienz, und hatte von Anfang an seine Kunden in der gesamten Bundesrepublik. Dieser Teil des Labors wurde 1989 an die Kollegen Leimbeck, Sonnenschein und Müller verkauft, die das Labor unter dem Namen Laboklin weiterführten und ausbauten. Heute ist Laboklin eines der führenden tiermedizinischen Labore in Europa, stellt einen der größten Arbeitgeber für Tierärzte in Bayern dar und ist Ausbildungsstätte für verschiedene Fachtierarztbereiche.
Hans-Joachim Flasshoff war bis zum Schluss dem Labor und den alten Weggefährten freundschaftlich verbunden, auch wenn er sich mit dem Verkauf des Labors der Laborarbeit selber komplett ab- und der Tierzucht und -haltung zugewandt hatte. Die Belange des Labors interessierten ihn weiter und er verfolgte mit großem Interesse die Weiterentwicklung der Diagnostik.
Liebe und Respekt zum Tier waren Teil seines Lebens. Vom Jäger war er zum Beobachter der Tiere geworden. Über Jahre hinweg stellte er nach dem Biosphärenreservat Rhön die größte Herde an Rhönschafen und nannte Ziegen, Pferde, Tauben, Hühner, Kanarienvögel, Hunde und Katzen sein eigen. Und wer ihn und seine Frau in seinem Alterssitz in Aschach besuchte, der wusste, dass abends die Schafe in den Stall getrieben wurden. Lilo, seine Frau, stand dann auf der Straße und hielt den Verkehr auf. Und man ging in der Regel mit einer Packung Eier nach Hause, wissend, dass für diese Hühner sicher zur optimalen Ernährung noch Salat gekauft worden war. Pferde waren seine Leidenschaft bis ins hohe Alter, auch wenn er nach einem Reitunfall im Alter von 65 Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen hatte. Und so werde ich persönlich auch unser letztes Treffen in Erinnerung behalten: Der Besuch des Reitturniers in Bad Kissingen jetzt im Sommer 2021 war ihm ein Anliegen gewesen und lange und intensiv konnte da noch ein Gedankenaustauch gepflegt werden.
Hans-Joachim Flasshoff hat wie kaum ein anderer die Landschaft der Labordiagnostik in der deutschen Tiermedizin geprägt. Wir danken ihm dafür.
Für die Labokliner – Elisabeth Müller und Anton Heusinger